1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte. Der lange Anlauf zum Zweiten Weltkrieg

by Gerd Schultze-Rhonhof

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Seitenreiter

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Eine Bewertung kann ich nach der Lektüre leider noch nicht geben. Schultze-Rhonhof legt hier auf 600 Seiten sehr methodisch und ohne Aufregung den Konflikthergang zwischen Deutschland und den europäischen Nachbarn von vielleicht 1890 bis 1939 dar. Alleine schon der lange Betrachtungszeitraum als auch der weite Fokus (kein Tunnelblick auf Deutschland, die Rüstung und Absichten und Taten der anderen Konfliktparteien werden genau besprochen und verglichen) hat mich begeistert. Hinzu kommt, dass er sehr strukturiert vorgeht, sodass man sich nie verloren fühlt in den Argumenten. Sehr gut gemacht. Auch lässt der Autor die herrschende Meinung und das Wissen der Nachgeborenen außen vor. Er geht der Frage nach, ob die normalen Menschen (also nicht die engste Naziführung) in ihrem Gefühl in Unrecht waren, dass Deutschland bis 1939 übel mitgespielt worden war und Hitler somit mit seinen Forderungen und Aufrüstungen erstmal nichts falsches tat. In meinen Augen gelingt dem Autor diese Darstellung bis Mitte der 30er Jahre sehr gut. Danach scheint er sich auf einen schmalen Grad zu begeben, aber das kann ich nicht abschließend beurteilen. Ich habe das Buch kritischen Freunden geliehen, die aber kaum sachliche Gegenargumente vorbringen konnten. Auch lese ich gerade andere, entgegengesetzte, Literatur und wäge die Argumente ab. Dabei fällt mir auf, dass die herrschende Meinung sehr professionell auftritt, mit vielen Verweisen und Analysen, aber sich weder traut, den Tunnelblick aufzugeben, noch den Kriegsvorlauf weiter zu fassen. Auch werden, wohl mit Grund, die Hauptthemen dieses Buches gar nicht (also auch nicht abschlägig) besprochen. Das Hauptmanko ist aber eine groteske Doppelmoral: deutsche Sicherheit, deutsche Freiheit und Wohlfahrt sind den etablierten Autoren offenbar keinen Pfifferling wert, während ausländische Freiheit, Sicherheit und Wohlfahrt rohe Eier sind, die man nicht einmal ungestraft verbal bedrohen darf. Sollte das Buch die Sachdebatte in meinen Augen nicht überstehen, würde ich wohl 6 oder 7 Punkte vergeben für den tollen Überblick, den langen Fokus usw. Hält es den Argumenten stand: klare 10.

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