Corpus Delicti: Ein Prozess

Roman von Juli Zeh

Über

Jung, attraktiv, begabt und unabhängig: Das ist Mia Holl, eine Frau von dreißig Jahren, die sich vor einem Schwurgericht verantworten muss. Zur Last gelegt wird ihr ein Zuviel an Liebe (zu ihrem Bruder), ein Zuviel an Verstand (sie denkt naturwissenschaftlich) und ein Übermaß an geistiger Unabhängigkeit. In einer Gesellschaft, in der die Sorge um den Körper alle geistigen Werte verdrängt hat, reicht diese Innenausstattung aus, um als gefährliches Subjekt eingestuft zu werden. Mia Holl will beweisen, dass ihr Bruder, verurteilt wegen einer angeblichen Vergewaltigung, unschuldig ist. Sie gerät also in Stellung gegen das System, hier »Methode« genannt, auch aus Liebe zu ihrem Bruder, der sich das Leben nahm.
Juli Zeh entwirft in CORPUS DELICTI das spannende Science-Fiction-Szenario einer Gesundheitsdiktatur irgendwann im 21. Jahrhundert. Sie zeichnet ein System, das alle und alles kontrolliert. Gesundheit ist zur höchsten Bürgerpflicht geworden. Die »Methode« verlangt ein festes Sportpensum ebenso wie die Abgabe von Schlaf- und Ernährungsberichten. Buchstäblich über jeden Schritt seiner Bürger ist dieser Staat informiert.
CORPUS DELICTI handelt von höchst aktuellen Fragen: Wie weit kann und wird der Staat individuelle Rechte einschränken? Gibt es ein Recht des Einzelnen auf Widerstand?
Juli Zehs CORPUS DELICTI. EIN PROZESS ist ein visionäres und ungeheuer spannendes Buch über unsere Zukunft - und unsere Gegenwart.

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mandavi

Mandavi

Wessen Wohl wiegt schwerer - das des Individuums oder das der Gemeinschaft? Und gibt es ein perfektes Gesellschaftssystem? Der Roman vermag zu fesseln. Weil er sich, wie ich finde, an heute gestellte Fragen anlehnt: Darf die Gesellschaft alle Einzelnen überwachen und in unsere Freiheit eingreifen, um ihre Stabilität zu gewährleisten? Was dürfen Geheimdienste und wozu? Der Ausblick des Buches verheißt jedenfalls nichts Gutes.

0 Antworten geschrieben im März
skunk

Skunk

Zeh hatte eine gute Idee mit der METHODE, die alle Menschen zu gesundheitsbewusstem Leben zwingt. Leider nehme ich ihr die Handlung im Roman -- insbesondere die Toelpelhaftigkeit der Institutionen -- nicht ab. Auch kann ich logisch nicht folgen, dass eigentliche Umschwung gegen die METHODE daraus folgen soll, dass ein Gericht einmal ein Fehlurteil gefaellt hat; aus der Fehlbarkeit des Gerichts wird der fehlende Fuehrungsanspruch der METHODE gefolgert. Das Buch liesst sich wie eine Mischung aus der Idee der METHODE zusammen mit Brave new World und 1984, kommt aber durch die inneren Widersprueche und Unausgegohrenheiten an diese beiden nicht heran. Trotzdem liesst sich das Buch sehr leicht (die 280 Seiten locker an einem Tag), was auch an der lockeren, modernen, aufgefaeumten Sprache liegt. Fuer die Zielgruppe von Schuelern ab ca 15 sicher ein interessantes Buch, sonst aber nur die Hauptidee der METHODE.

0 Antworten geschrieben im Januar
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