Der Kuss der Dämonin
Über
Der regelmäßige Konsum der Vampir-Romane von Anne Rice gleicht einer Achterbahnfahrt. Nach einem wirklich herausragenden Auftakt (Interview mit einem Vampir) und einem noch weit gehend originellen Folgeband (Der Fürst der Finsternis) verlor sie in Königin der Verdammten und Nachtmahr endgültig die Kontrolle über ihr von Blutsaugern bevölkertes Universum -- um in Memnoch der Teufel wieder überraschend zu Hochform aufzulaufen. Dann versuchte sie sich an einer neuen Chronik der Vampire, doch Pandora war vielen Lesern zu einfach gestrickt. Auch Vittorio wird wieder die Geister scheiden, allerdings in anderer Hinsicht: Anne Rice hat sich auf ihre Stärken besonnen und einen historischen Liebesroman geschrieben.Der Titelheld ist der verwöhnte Sohn einer reichen und mächtigen Familie im Florenz des 15. Jahrhunderts. Im Alter von 16 Jahren liegt ein Leben vor ihm, das viel versprechender nicht sein könnte. Doch dann muss er mit ansehen, wie eine Horde von Vampiren seine ganze Verwandtschft niedermetzelt und nur ihn verschont. Die wunderschöne Vampirin Ursula hat sich in ihn verliebt und möche ihn auf ihre Seite ziehen. Vittorio ist hin und her gerisssen zwischen der unwiderstehlichen Frau und dem Verlangen nach Rache für die grausamen Morde, die ihresgleichen begangen haben.
Vittorio wird als Romeo und Julia der Vampire vermarktet, und das ist nicht ganz falsch. Im Zentrum der Handlung steht eine Liebesgeschichte, fast unerträglich tragisch und mit allen erotischen Konnotationen versehen, die zum Markenzeichen dieser Autorin geworden sind. Und Anne Rice hat -- nach einigen Büchern, die sich gefährlich der 1.000-Seiten-Marke näherten -- etwas begriffen, das viele ihrer Kollegen anscheinend überfordert: Eine bestimmte Geschichte ist für eine bestimmte Länge gut, und nicht mehr. Vittorio ist mit gut 300 Seiten maßgeschneidert. --Felix Darwin
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