Der Schönheitssalon
Über
Auf knapp 80 Seiten schildert der Ich-Erzähler in Mario Bellatins Erzählung seine Geschichte und die seines Schönheitssalons, den er zum Sterbehaus umfunktioniert hat. Die Hauptfigur erzählt im Rückblick über seine Vergangenheit. Hierzu zählt seine Zeit als Stricher, Diskobesuche und das türkische Dampfbad. Er wollte Kundinnen seines Salons das Gefühl vermitteln, "während der Behandlung in kristallklares Wasser einzutauchen und wenig später verjüngt und verschönt wieder an die Oberfläche zu gelangen." Fische sollten das i-Tüpfelchen sein, das den Salon zu etwas Besonderem machte. Mit dem florierenden Geschäft ging jedoch eine innere Leere des namenlosen Stylisten in Frauenkleidern einher. Die Fische starben ihm in den Aquarien weg wie nun die Gäste seines Sterbehauses.Bereits auf der ersten Seite des Buches ist klar, dass der Protagonist selbst an einer unheilbaren Krankheit leidet. Eine Krankheit, die um sich greift und wegen der der Schönheitssalon in ein Sterbehaus umgewandelt wurde, als Ort der Zuflucht für die Todgeweihten. Eine Krankheit, die der Autor nicht beim Namen nennt. Nichts hat einen Namen in dieser apokalyptischen Erzählung, nicht der Geliebte, nicht die Todgeweihten und auch nicht die Fische.
Eine Geschichte, die betroffen macht, aber nicht betroffen ist. Eine eindrucksvolle Erzählung, die Anfang der 90er-Jahre in Mexico City entstanden ist. Möglicherweise eine Parabel. Angesichts der sich aufdrängenden Parallelen zu der existierenden Krankheit Aids ist diese jedoch aus heutiger Sicht in Deutschland fragwürdig. Eindeutig ist die Klarheit Bellatins Sprache und doch ist diese nicht zu fassen. Es bleibt die Erinnerung, das Warten und das Hoffen auf Respekt vor der Einsamkeit, dem Tod: "Merkwürdig, wie meine Gedanken von Tag zu Tag schneller werden. Ich glaube, früher habe ich mir nie so viel Zeit zum Nachdenken genommen." --Mathias Mahler
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