Die weiße Einsamkeit: Mein langer Weg zum Nanga Parbat
Über
Reinhold Messner gilt zu Recht als erfolgreichster Extrembergsteiger der vergangenen Jahrzehnte. Das hat der Südtiroler mit Dutzenden gewagter Gipfelbesteigungen ein ums andere Mal bewiesen. Ein Berg spielt für ihn und seine Bergsteigerkarriere dabei eine ganz besondere Rolle: der Nanga Parbat. Die Sonderstellung liegt vor allem darin begründet, dass der oft als "Schicksalsberg der Deutschen" titulierte "nackte Berg" auch Messners persönlicher Schicksalsgipfel geworden ist.Nicht nur, dass der Himalaya-Riese Messners ersten Achttausender-Erfolg darstellte und dass er gleichzeitig als erster Mensch den Nanga Parbat ins Diamir-Tal überschreiten konnte -- entscheidend ist vielmehr: Bei der Expedition von 1970 kam Messners Bruder Günther ums Leben. Reinholds Beweggründe für sein damaliges Verhalten in der sauerstoffarmen "Todeszone" oberhalb von 7.700 Metern, seine Schuldgefühle und Vorwürfe an den Expeditionsleiter waren bereits Anfang der 70er-Jahre Thema diverser Publikationen und Gerichtsstreitigkeiten.
Um dieselben Fragen geht es auch im neuen Buch. Es entstand vor allem deshalb, da kürzlich Kolportagen, Polemiken und heftige Kritik an der 1970er-Expedition aufkamen -- und in dem schwerwiegenden Vorwurf gipfelten, dass Reinhold seinen Bruder um seines bergsteigerischen Erfolges wegen "opferte". Das vorwurfsvolle Hin und Her konnten Interessierte bereits in Spiegel, Stern oder Bild mitverfolgen -- sowie auch in Buchform in Max von Kienlins Die Überschreitung sowie in Hans Salers Die Messner-Tragödie am Nanga Parbat.
Sprachlich gesehen schlägt Messner seine einstigen Kameraden und heutigen Kritiker dabei um Längen, nicht zuletzt deshalb, da er auf verbale Attacken weitgehend verzichtet und stattdessen so sachlich wie möglich seine Sichtweise darstellt. In Die weiße Einsamkeit geht es aber nicht nur um die Person Messner, seine Schuldgefühle und seine Zeit zwischen 1971 und 2000, sondern auch um die Geschichte des Nanga Parbat von 1895 bis heute, in dessen Mittelpunkt Buhls mutige Erstbesteigung 1953 steht. Das sind die Momente, wo man als Leser erahnt, wie sehr sich Messner nach Einsamkeit sehnt -- jenseits des Medienrummels und jenseits der Konfrontation, zu der er freilich auch seinen Teil beigetragen hat. --Christian Haas
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