Die wunderbaren Falschmünzer: Ein Roman-Verführer 1800 bis 1930

von Rolf Vollmann

Über

Rolf Vollmanns Romanverführer ist endlich auch als Taschenbuch erschienen, und dieser fulminante Tausendseiter hält tatsächlich, was er im Untertitel verspricht: Er ist nicht nur ein umfangreicher Romanführer, der uns in chronologischer Reihenfolge mit über 1000 Romanen vertraut macht, sondern auch ein glänzender Verführer, der einfach die Lust zum Lesen beflügelt. Kenntnisreich und mit allerlei biographischen wie thematischen Bemerkungen versehen, schickt uns Vollmann auf eine subjektive Lesereise, die um so spannender ist, weil der Autor, jenseits von literaturwissenschaftlichen oder literaturhistorischen Urteilen, einzig und allein aus der Perspektive des Lesehungrigen heraus beschreibt. Hier zählt nicht, was Epoche machte, sondern was gefällt. Und so lobt Vollmann das, was erzählerisch überzeugt oder rät ab, wo das Lesevergnügen entschieden getrübt wird, auch wenn es sich dabei um Werke namhafter Autoren handelt. Aber Vollmann ist nur nicht ein Literaturkenner, wie er im wahrsten Sinne des Wortes im Buche steht, sondern gleichzeitig auch ein umsichtiger Erzähler, und so verzichtet er, seinen eigenen Lesekriterien treu bleibend, auch auf den sonst üblichen nüchternen Lexikonstil zugunsten der erzählenden Form. Man kann Die wunderbaren Falschmünzer deshalb auch als Roman der Romane bzw. Buch der Bücher bezeichnen, denn so lust- und humorvoll und mit so viel erzählerischer Wucht hat sich wohl vor ihm noch keiner diesem ansonsten eher trockenem Sujet genähert. Und weil man sich gleichermaßen informiert wie unterhalten fühlt, ist Vollmanns Romanverführer ein ebenso brauchbares wie vergnügliches Buch. Am Ende aber muß ein Vollblutleser wie Vollmann natürlich melancholisch werden, angesichts der Tatsache, daß er nie alle guten Romane wird lessen können und viele gute Werke fragmentarisch geblieben sind, weil ihre Autoren zu früh verstarben. Aber auch hier schenkt Vollmann sich und all jenen, denen es ähnlich geht, neue Hoffnung: "Sollten wir aber in den Himmel kommen, dann muß Jean Paul uns seinen Kometen zu Ende erzählen, und was ihm da oben sonst noch eingefallen ist." - So soll es sein! --Harald Stucke

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