Ein Mann, eine Frau und der Tod
Über
Dieses Buch birgt Risiken und Nebenwirkungen. Es wird Sie verändert zurücklassen. Sechs Tage und Nächte werden Sie ganz nahe bei dem Zoologenehepaar Celice und Joseph verbringen. Sie werden die beiden noch einmal zu der Stelle in den Dünen der Bariton-Bucht begleiten, an der sie sich in ihrer Studienzeit vor nunmehr 30 Jahren zum ersten Mal geliebt haben. Damals, während dieses eher missglückten Liebesaktes, war etwas Ungeheuerliches geschehen im nahe gelegenen Studienhaus. Hätte Joseph nur auf seine Frau gehört. Celice hatte sich vehement gesträubt, hierher zurückzukehren. Sie wusste instinktiv, dies war ein unguter, schuldbeladener Ort!Joseph aber, ein trockener Mensch ohne jede Intuition, war verrannt in die Idee, ihre schal gewordene Ehe in den Dünen wieder beleben zu können. Erst das Schäferstündchen, anschließend könnte man gemeinsam die Meeresfauna studieren, so seine Programmplanung. Es sollte anders kommen. Die kurz darauf mit grausamer Präzision geführten Schläge des Mörders, der Granitbrocken, der die Schädeldecken des Liebespaares zerstört, ein Sekundenprotokoll das, ins Unendliche zerdehnt, noch lange in Ihnen nachhallen wird.
Der englische Autor Jim Crace entlässt uns nach diesem Eingangsschock nicht aus seiner Klammer, gewährt kein gnädiges Verlassen des Schauplatzes. In quälend langsamen Kamerafahrten umkreist er die toten Körper und dokumentiert im sachlichen Ton des Naturwissenschaftlers, ohne jeglichen Gedanken an ein tröstliches Jenseits, deren allmählichen Verfall. Und -- Seltsames geschieht: Das Grauen ebbt ab und beginnt einer großen Ruhe Platz zu machen. Das Bild der beiden dem Naturkreislauf überlassenen Körper, die Hand von Joseph, im Tode zart auf Celices Fessel ruhend, brennt sich dem Leser unauslöschlich ein.
Ein grandioses Puzzle über die Fragen nach Vergänglichkeit, Schuld und Vorsehung. Celice und Joseph, das Paar in den Dünen, wird Sie noch lange beschäftigen. Denn die Liebe, die zu ihrem Tode führte, ist imstande, diesen zu überdauern. --Ravi Unger
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