Eine Insel

Roman, Fantasy von Terry Pratchett

Über

Eine Riesenwelle braust über eine Insel im Pelagischen Ozean hinweg. Nur zwei Halbwüchsige scheinen den gewaltigen Sturm zu überleben – Inselbewohner Mau sowie die Europäerin Daphne, deren Segelschiff von der Riesenwelle auf das Eiland geworfen wird. Auch wenn es sogleich ums nackte Überleben geht, steht der eigentliche Todeskampf erst noch bevor.

Ähnlich wie Robinson und Freitag und ein wenig wie Adam und Eva begegnen sich Mau und Daphne auf der fiktiven Inselkette am anderen Ende der Welt. Umrahmt wird die Geschichte mit Versatzstücken aus der Realität. Denn es ist das England der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, von wo aus die „Hosenmenschen“ über die Meere fahren. Die Figurenwahl des Autors spricht sowohl Teenager als auch Erwachsene jeden Alters an, dem Leser begegnen selbst speiende Großvatervögel oder eine strenge Großmutter. So erweist sich Terry Pratchett als fesselnder Erzähler, der sehr schnell Fahrt aufnimmt und das Tempo weitgehend halten kann. Wer anfängt, sein Buch zu lesen, legt es jedenfalls so schnell nicht wieder weg, sondern will wissen, wie es weitergeht, wenn es in der Inselhöhle zu knistern und zu knacken beginnt.

Nicht nur wenn ignorante koloniale Attitüden hinterfragt werden, brilliert der englische Geschichtenerzähler mit Witz und philosophischer Doppelbödigkeit, etwa wenn Mau vorgehalten wird: „Erst stampfst Du mit den Füßen und schreist heraus, dass es keine Götter gibt, und im nächsten Moment reckst du die Faust in den Himmel und beschimpfst sie dafür, dass sie nicht existieren.“ Kein Wunder also, dass Terry Pratchett nach der Schöpferin von Harry Potter, Joanne K. Rowling, derzeit als zweiterfolgreichster englischer Autor gilt. Und das beweist der Meistererzähler mit diesem königlichen Fantasy-Roman über ein mutiges Mädchen und einen Jungen, der versucht, die ganze Welt auf seinen Schultern zu tragen, einmal mehr eindrucksvoll. – Herwig Slezak

Erschienen

2008

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