Eliza, Eliza

von Ilse Aichinger

Über

In den zwischen 1958 und 1968 entstandenen Erzählungen, die in diesem Band versammelt sind, wird die Wirklichkeit demoliert. Sie ist schlecht, gewalttätig, rücksichtslos und kann erst in der Sprache neu, anders, bewohnbarer aufgebaut werden - in einem Erzählton. Der Bewegungsraum ist - wie für die Gestalten des absurden Theaters - eng geworden, in dieser Enge aber öffnen sich neue Möglichkeiten der Wahrnehmung. Unter Hochleitungsdrähten, über verlassene Eisenbahnbrücken, trottet ein grüner Esel - Gegenbild zu einer verödeten Welt. An den Bruchstellen der Wohlstandsgesellschaft, bei Tieren, bei Verbannten (Herodes), bei Alten (Alte Liebe) und Außenseitern (Das Milchmädchen von St. Louis) setzt das Erzählen ein. Eine Wendung, die durch die Genauigkeit in der sinnlichen Wahrnehmung gerade diesen Bruchstellen eine Fülle an Konkretem, an Farbigem, an Lebendigem abgewinnt - Holz, Stroh, Heu, Drähte und Glas werden neu fühlbar. Solche Konkretheit vermag dann auch abstrakte Gefühle wie Angst, Bedrohung, Hoffnung und Liebe sinnfällig zu machen.

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