Erledigungen vor der Feier

Roman von Tilman Rammstedt

Über

"Lösungen zu finden ist nicht besonders schwierig... Das Dumme ist nur, dass Lösungen wenig helfen... Das Dumme ist, dass mit den Lösungen erst das eigentliche Problem beginnt." Genauso ist es. Zumindest für den, der da spricht: der Ich-Erzähler aus Erledigungen vor der Feier. Sein größtes Problem ist er selbst. Mit seiner Freundin L. läuft es nicht so gut, weil er eher über die Möglichkeit von Glück nachdenkt, als es zu packen. Und manchmal klappt es nicht mal mit den Gedanken. Typischer Satz: "Ich versuchte mir vorzustellen, wie es wäre, L. jetzt zu küssen. Es gelang nicht."

Man kann Tilmann Rammstedts stilsicheres Erzähldebüt an jeder beliebigen Stelle aufschlagen, man wird finden, dass sich das Wesentliche im Kopf des jungen Mannes abspielt. Es geht um Freunde, Mädchen, Weihnachtspläne mit Eltern, eine Party, die gefeiert werden soll. All das erzählt uns Rammstedt so realistisch, wie es für seinen Helden ist: eben nur als Wunsch, Vermutung und Konjunktiv, hätte ich doch, vielleicht, es wäre schön. Die wahre Liebesbeziehung in diesem Buch, das von der wunderbaren Welt der Möglichkeiten erzählt, ist die zwischen dem Erzähl-Ich und seinen Gedanken.

Konsequent schickt Rammstedt seinen Erzähler in unentwegte Rückkopplungsschleifen. Dieser schiebt und kugelt seine Gedanken-Sätze wiederholend vor sich hin, bis man den Drehwurm hat. So bekommen die 21 kurzen Geschichten in Erledigungen vor der Feier eine wunderbar rhythmische Monotonie, die man sich auch vorlesen lassen sollte. Dass der 28-Jährige, der 2001 den Berliner Open-Mike-Wettbewerb gewonnen hat, seinen Stil als Performer der Berliner Lesebühne "Visch und Ferse" geschliffen hat, merkt man dem Buch an. --Nikolaus Stemmer

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