Flieh in die dunkle Nacht

Über

Wenn die Grande Dame des amerikanischen Kriminalromans zur Feder greift, kann man sich fast zu einhundert Prozent darauf verlassen, dass am Ende ein grundsolider Thriller herauskommt, der durch eine klug inszenierte und spannende Handlung zu überzeugen weiß. Wie keine ihrer Kolleginnen versteht es Mary Higgins Clark, den Geschmack einer großen Fangemeinde in aller Welt immer wieder aufs Neue vorzüglich zu bedienen.

Die Ausgangslage in ihrem neuesten Werk ist zunächst gar nicht so einfach zu durchschauen. Olivia Morrow hat nur noch wenige Tage zu leben. Die alte Dame hütet seit vielen Jahren ein Geheimnis. Bevor ihre verstorbene Cousine Catherine als Ordensschwester ins Kloster ging, brachte sie einen Sohn zur Welt und gab diesen zur Adoption frei. Der Vater, der später mit wissenschaftlichen Patenten ein Vermögen machte, erfuhr nie von der Geburt des Kindes. Ebenso wenig wusste er später über die Existenz seiner und Catherines Enkelin, der Kinderärztin Monica Farrell.

Im Zuge eines Seligsprechungsverfahrens wird die Vergangenheit von Catherine noch einmal durchleuchtet und letztmals besteht für Olivia die Chance, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die Sterbenskranke steht vor einer schwierigen Entscheidung. Soll sie ihr Wissen mit ins Grab nehmen, oder soll sie der nichts ahnenden Monica die Wahrheit über ihre Herkunft erzählen und ihr dadurch zu einem riesigen Vermögen verhelfen? Doch im Hintergrund lauert eine Reihe von skrupellosen Figuren, die bislang exklusiv von den Reichtümern profitierten – und um ihre Pfründe zu verteidigen schrecken sie selbst vor Mord nicht zurück …

Intrigante Schattenspiele, ein gefährliches Komplott, eine entzückende Heldin sowie eine große Portion leidenschaftliche Liebe – das sind die hervorragend gewählten Zutaten für diesen äußerst gelungenen Kriminalroman. Mit ihrem stets unaufgeregten und zugleich spannenden Schreibstil verdient sich Mary Higgins Clark einmal mehr den großen Respekt und Zuspruch ihrer Leserschaft. Flieh in die dunkle Nacht ist genau die passende Lektüre für einen Schmöker-Nachmittag auf der Couch! – Christoph Reudenbach