Kraft
Über
Richard Kraft, Rhetorikprofessor in Tübingen, unglücklich verheiratet und finanziell gebeutelt, hat womöglich einen Ausweg aus seiner Misere gefunden. Sein alter Weggefährte István, Professor an der Stanford Uni versity, lädt ihn zur Teilnahme an einer wissenschaftlichen Preisfrage ins Silicon Valley ein. In Anlehnung an Leibniz’ Antwort auf die Theodizeefrage soll Kraft in einem 18-minütigen Vortrag begründen, weshalb alles, was ist, gut ist und wir es dennoch verbessern können. Für die beste Antwort ist eine Million Dollar ausgelobt. Damit könnte Kraft sich von seiner anspruchsvollen Frau endlich freikaufen …Komisch, furios und böse erzählt Jonas Lüscher in diesem klugen Roman von einem Mann, der vor den Trümmern seines Lebens steht, und einer zu jedem Tabubruch bereiten Machtelite, die scheinbar nichts und niemand aufhalten kann.
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Markus.fritz
Richard Kraft ist Rhetorikprofessor in Tübingen. Er ist unglücklich verheiratet mit Heike, die er schon beim ersten Date geschwängert hat. Die beiden Zwillinge sind 14 Jahre alt, sie stecken mitten in der Pubertät und sie sind Kraft ziemlich fremd. Sein alter Freund István, Ivan genannt, teilt ihm mit, dass ein Internet-Magnat aus dem Silicon Valley einen Preis von einer Million Dollar ausgelobt hat: in einem 18-minütigem Vortrag sollen die Teilnehmer ergründen, weshalb alles was ist, gut ist und wir es dennoch verbessern können, in Anlehnung an Leibniz’ Theodizee-Frage: wir leben in der besten aller möglichen Welten. Das Geld könnte seine Sorgen beseitigen und er könnte sich aus seiner Ehe freikaufen. Er reist für vier Wochen in die USA und kommt in Stanford bei seinem alten Freund Ivan unter. Heike sagt zum Abschied, er solle hingefahren, den Preis gewinnen, damit sie alle wieder frei sind. In Rückblenden wird erzählt, wie sich Kraft und Ivan in Berlin kennengelernt gelernt haben. Kraft war in den 80er Jahren entgegen dem Zeitgeist ein glühender Anhänger von Thatcher und Reagan. Später tritt er der Parteijugend der FDP bei. Mit Hilfe der Partei hat er dann Karriere gemacht. Doch Mitte 50 steckt er in einer Krise, sowohl in einer persönlichen, als auch intellektuellen und finanziellen Krise. Ob es ihm gelingt, das Preisgeld zu gewinnen und damit seine Sorgen los zu werden, soll nicht verraten werden. Kraft ist nicht besonders sympathisch, er ist ein Opportunist und zeigt sich wenig einfühlsam. Dennoch liest man den Roman mit großem Vergnügen: Lüscher erzählt detailreich und humorvoll. Ein intellektuelles Vergnügen für anspruchsvolle Leser/innen.
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