Lauter blühender Unsinn: Erstaunliche Wortgeschichten von Aberwitz bis Wischiwaschi

von Christoph Gutknecht

Über

Jeder weiß, was gemeint ist, wenn von "eine Nummer schieben" die Rede ist. Doch woher kommt dieser Ausdruck, was besagt er eigentlich? Christoph Gutknecht weiß die Antwort: Die seit etwa 1850 geläufige Wendung leitet sich her von der "Entgeltsberechnung bei Bordellprostituierten, die nach der Zahl ihrer Kunden entlohnt werden, oder von der Nummer, die im stark besuchten Bordell jeder Besucher erhält und nach der sich die Reihenfolge der Abfertigung richtet". Wer, bitteschön, hätte das gewusst?

Diese sowie 158 andere amüsante, oftmals verblüffende etymologische Erklärungen finden sich im neuesten Buch des Hamburger Linguistik-Professors Christoph Gutknecht, der schon mit Lauter böhmische Dörfer, Lauter spitze Zungen und Lauter Worte über Worte erfolgreich den Entstehungsgeschichten und tieferen Bedeutungen denkwürdiger sprachlicher Ausdrücke auf den Grund ging.

Warum "nagt jemand am Hungertuch", warum "gibt jemand Fersengeld", warum "geht einem der Arsch auf Grundeis"? Woher kommt "hinterfotzig", woher "hanebüchen", woher "hirnverbrannt"? Wann wird eine "Milchmädchenrechnung" aufgemacht, wann hat man "Bammel", wann ist jemand eine "Augenweide", wann nur "aufgedonnert"? Warum wird "abgezockt", "geblecht", "verhohnepipelt", "verhunzt", "im Stich gelassen", "auf den Busch geklopft" und "getürkt"? Und wieso um alles in der Welt "zieht es wie Hechtsuppe"? Fragen über Fragen -- und auf jede gibt es eine Antwort: kompetent, scharfsinnig und oft augenzwinkernd.

Gutknecht hat mit diesem Buch wieder ganze Arbeit geleistet: Seine sprachhistorischen und semasiologischen Erklärungen umgangssprachlicher Begriffe und Redewendungen sind tadellos recherchiert, übersichtlich zusammengestellt und leicht verständlich, amüsant und kurzweilig aufbereitet. Also: Kein "Geizkragen" und kein "Pfennigfuchser" sein und den Kauf dieses Buches nicht "auf die lange Bank" schieben, denn wenn man es gelesen hat, kann man sprachlich jedem "Paroli bieten". Und das ist oft ja schon "die halbe Miete". --Christoph Nettersheim

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