Madame Secretary. Die Autobiographie

von Madeleine Albright

Über

Es war ein weiter Weg für die 1937 in der Tschechoslowakei geborene Marie Jana Körbel, Madlenka gerufen, als Madeleine K. Albright zur Außenministerin und bisher ranghöchsten Frau in der amerikanischen Geschichte aufzusteigen. Amtsinhaberin mit Leib und Seele, fiel es ihr sichtlich schwer, am 20. Januar 2001 ihr Büro im State Department an Nachfolger Colin Powell übergeben zu müssen. So versteht sich der tiefe Seufzer des Bedauerns, mit dem ihre Memoiren beginnen: "Von mir aus hätte es nie zu Ende gehen müssen."

Madeleine Albrights Werdegang gleicht keineswegs dem Märchen vom Aschenputtel aus den Hinterhöfen Mitteleuropas auf dem Weg ins Zentrum der Macht. Ihr Karriereweg schien quasi vom Vater vorgezeichnet. Josef Körbel hatte es in der Tschechoslowakei zu hohem Diplomatenstatus gebracht. Als die Nationalsozialisten 1939 Prag besetzen, flieht die Familie aus ihrer Heimat und verbringt die Kriegsjahre in Großbritannien. Nach dem kommunistischen Staatsstreich von 1948, mit dem die Sowjetunion die Tschechoslowakei dem Ostblock einverleibte, verlassen die nach dem Krieg heimgekehrten Korbels, wie sie sich von nun an nannten, endgültig ihr Land. Das amerikanische Leben beginnt.

Auf den ersten hundert Seiten erweist sich Mrs. Albright als brilliante, oft launige Erzählerin. Ihr Bericht über den "Verrat" an ihrer Heimat durch das unselige "Münchner Abkommen", die anschließende Flucht der Familie und ihre Assimilation in den USA, liest sich wie ein geschichtliches Lehrstück aus der finstersten Zeit Europas. Trotz persönlicher Schicksalsschläge (der Scheidung von Joe Albright im Jahr 1983), gestaltete sich ihr Karriereweg geradezu furios. Man mag es fast bedauern, dass Madame Secretary die restlichen 500 Seiten ihrer Zeit als UN-Botschafterin und Außenministerin widmete. Der nun folgende, oft überfordernd genaue außenpolitische Rechenschaftsbericht, besticht in der Hauptsache durch die farbigen Charakterzeichnungen ihrer politischen Freunde und Gegner, unter denen man als Hauptübeltäter unschwer Miloševic und Arafat ausmacht.

In Amerika wurde das Buch durchaus gespalten aufgenommen. Von hemmungsloser Eigenwerbung ist die Rede, ein Leser verstieg sich gar zu der Anschuldigung, dass die Terroranschläge des 11. September mit auf ihr politisches Konto gingen. Machen Sie Sich also selbst ein Bild dieser glühenden Demokratin, Frauenrechtlerin, und im Kampf um freiheitliche Grundprinzipien oft knallharten Außenministerin. Eine Amtszeit, die von ihr aus nie hätte zu Ende gehen müssen. –Ravi Unger

Erschienen

2003

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