Pala und die seltsame Verflüchtigung der Worte

von Ralf Isau

Über

Das kleine Städtchen Silencia ist ein Ort der Dichter und Plaudertaschen. Jederzeit hält man hier ein ausgiebiges Schwätzchen über Gott und die Welt, und Gedichte zu verfassen ist ein einträglicher und angesehener Broterwerb. Auch das Mädchen Pala liebt Geschichten über alles, ganz besonders wenn sie von ihrem Freund, dem alten Gaspare erzählt werden. Doch als sie Gaspare eines Tages besuchen will, bringt dieser zu ihrem Entsetzen kein einziges Wort mehr heraus.

Die seltsame Krankheit, die "Verflüchtigung der Worte" greift in Silencia weiter um sich. Mit den Worten schwindet die Menschlichkeit, und langsam aber sicher verändert sich die Stadt auf unheimliche Weise. Inmitten der plötzlich nur noch mit Arbeit beschäftigten Erwachsenen sucht Pala nach der Ursache für das Übel -- sie wird dabei von einer Reihe von Gedichten geleitet, deren Ausgangspunkt ihr eigenes, geheimnisvolles "Geburtsgedicht" bildet. Ihre Suche führt sie schließlich zu Zitta, dem mysteriösen Gönner Silencias, der in einer Burg hoch über der Stadt wohnt.

Mit viel Lust an Worten und Reimen erzählt der bekannte Jugendbuch-Autor Ralf Isau sein fantastisches Märchen, das ein wenig an Michael Endes Momo erinnert. Es handelt vom Kampf gegen ein Übel der modernen Welt: die Verarmung der Sprache und der zwischenmenschlichen Beziehungen. Sehr reizvoll sind die Gedichte zu Beginn der einzelnen Kapitel, die die Geschichte vorantreiben und ihr gleichzeitig eine tiefere Bedeutung verleihen. Für den erwachsenen Leser mag der moralische Zeigefinger und die Symbolik manchmal etwas überdeutlich sein -- jugendliche und jung gebliebene Leser werden dagegen viel Spaß daran haben, die unerschrockene Pala auf ihren Abenteuern zu begleiten. --Birgit Will

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