Woraus wir gemacht sind

Roman von Thomas Hettche

Über

Der Autor Nikolas Kalf ist geschockt. Eigentlich ist er nach Amerika gekommen, um im Auftrag der Witwe von Eugen Meerkaz die Biografie des jüdischen Emigranten und Physikers zu schreiben. Aber kaum ist er in den USA angekommen, wird seine Frau aus dem Hotelzimmer entführt. Eine geheimnisvolle Dame im Rollstuhl verkündigt ihm, er solle die brisanten Unterlagen herausrücken, die er über Meerkaz Raketenpläne gesammelt habe, dann würde ihr kein Leid geschehen. Das einzige oder doch zumindest größte Problem dabei ist: diese brisanten Dokumente hat er nicht. Und angeblich weiß auch Meerkaz’ Witwe nichts davon. Zunächst ist Kalf zum Warten verdammt. Dann macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit. Und die gestaltet sich als ein Trip durch Amerika am Vorabend des Irak-Krieges, der nicht zuletzt auch die Möglichkeiten eines neuen, alternativen Lebens aufwirft -- und Kalf Hinweise auf die Frage gibt, woraus wir (und die Liebe) eigentlich gemacht sind.

Literaturgeschichtlich kommt Thomas Hettches Woraus wir gemacht sind vielleicht etwas spät. Diese Form dekonstruktivistischer, sehr melancholischer Amerika-Krimis sind wir Leser spätestens sein Gerhard Roths grandiosen Romanen Ein neuer Morgen (1978) oder Der große Horizont (1980) gewöhnt. Und auch die etwas enttäuschende Lösung am Ende und der ein oder andere nicht weiter verfolgte Erzählstrang (warum zum Beispiel ist immer wieder von Donald Judd die Rede?) vermögen -- wie schon bei Roth -- nicht ganz zu überzeugen. Trotzdem ist Hettches philosophisch angehauchter Roman keineswegs misslungen, im Gegenteil: Mit größter Spannung führt er durch das Geschehen und vermag seinen Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Und mehr kann man von einem Buch ja eigentlich nicht erwarten. --Stefan Kellerer

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