Aufstand des Individuums: Warum wir Führung komplett neu denken müssen

von Reinhard K. Sprenger

Über

In seinen Bestsellern Die Entscheidung liegt bei dir und Das Prinzip Selbstverantwortung war Reinhard K. Sprenger ganz nah an den Leser herangerückt und hatte ihm erklärt, wie er sich zu konstituieren habe. Seine Maximen des Denkens und Handelns bezogen sich stets auf die Unternehmensszene, konnten aber zugleich als Lehre für ein selbstbestimmtes Leben gelesen werden. Nun richtet der selbständige Trainer und Personalberater den kritischen Blick noch intensiver auf die Mechanismen und die Philosophie des Führens in deutschen Firmen.

Er beobachtet, dass Leitende hierzulande, je höher sie in der Hierarchie angesiedelt sind, immer uniformer werden. Weil Individualität ein Karrierehandikap ist, sagt er. Weil Managementtechniken angewandt werden, die längst obsolet geworden sind. Zwar verwirft Sprenger 360°-Beurteilung, Coaching, Leistungsbeurteilungen, Mitarbeiterbefragungen, Teamarbeit, Zielvereinbarungen usw. nicht in Bausch und Bogen, doch in der gängigen Praxis führen sie in der Regel zur Infantilisierung aller Beteiligten. "Das egalisierende Unternehmen" ist, so der Titel der ersten Buchhälfte, ein optimales Biotop für Konformisten.

Sprengers Gegenentwurf ist das "individualisierende Unternehmen". Es braucht Führungskräfte mit aufrechtem Gang. Sie sollen die Leistung der Mitarbeiter ermöglichen, fordern und fördern. Mitarbeiter und Leitung stehen in einem Verhältnis zueinander, das Vertrauen über Kontrolle setzt. Vorgesetzte werden durch die Mitarbeiter legitimiert. Die Führungskraft orientiert sich an Wahrhaftigkeit und Konsequenz. Mehr Frauen in Top-Positionen, mehr Internationalität. Weniger Verregelung und Therapeutisierung, mehr Freiheit und Subjektivität. Sprenger gibt Hilfen, wie die herkömmlichen Managementtechniken umgeformt und neue herausgebildet werden können. Doch nur, wenn sie in die Hand einer fähigen Führungskraft gelangen, wird sich das Blatt wenden. Geeignet ist, wer -- neben seiner Fachkompetenz -- über humanistische Bildung verfügt, die allein Urteilskraft verleiht. Erst dann wird sich am Arbeitsplatz ein Ensemble einfinden, das nicht streng den Noten folgt, sondern den Jazz spielt. --Herbert Wintrich

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