Das Haus des Magiers

Phantastik von Peter Ackroyd

Über

Matthew Palmer ist 29 Jahre alt, als sein Vater stirbt. Überrascht erfährt er, dass sein Erbteil auch ein Haus in Clerkenwell mitten in London einschließt. Obwohl das Anwesen auf den ersten Blick einen erschreckend verwilderten Eindruck macht, beschließt er, sich dort niederzulassen. Im Haus selbst ergreift eine merkwürdige Unruhe von ihm Besitz, das Gemäuer scheint geradezu ein Eigenleben zu entwickeln, Matthew hört Stimmen und sieht Schemen. Doch an Gespenster will er einfach nicht glauben, sind sie seiner Meinung nach doch nur die traumähnliche Gestaltwerdung sexuellen Unbehagens. Fasziniert beginnt Matthew, sich mit der Geschichte des Hauses zu beschäftigen -- und stößt dabei auf das entsetzliche Geheimnis seiner Herkunft!

Parallel zu dieser Geschichte wird das Leben des Gelehrten John Dee erzählt, der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts am Hofe von Königin Elisabeth als Mathematiker und Astrologe wirkte. Dee hat sich noch nicht vom Tod seiner geliebten Frau erholt und muss sich eines gefährlichen Konkurrenten erwehren. Für ihn sind Träume nicht der Bodensatz unseres schlafenden Bewusstseins, sondern ein mögliches Tor in eine Welt hinter den Erscheinungen. Er ist von der Vorstellung besessen, einen Homunculus zu erschaffen -- einen künstlichen Menschen, der im Alter von 30 Jahren immer wieder zu seiner unfertigen Ausgangsgestalt zurückkehren und dadurch ewig leben wird.

Peter Ackroyd gehört zu jenen Mitgliedern der literarischen Elite Englands, für die der Begriff "geistvolle Unterhaltung" wie geschaffen zu sein scheint. Er ist umfassend gebildet, spielt ebenso souverän mit den Stilmitteln der klassischen Gespenstergeschichte wie mit denen des modernen Romans und hat ansonsten einen Heidenspaß, seine Leser an der Nase herumzuführen. Ihm geht es weniger darum, sein Wissen vorzuführen, stattdessen will er zeigen, wie sehr wir in unserem Verständnis von der Wirklichkeit befangen sind -- und darin unterscheiden wir uns keineswegs von früheren Generationen, für deren Weltbild wir oft nur ein Lächeln übrig haben. Matthew Palmer wie auch John Dee werden im Denken von ihren sprachlichen Möglichkeiten eingeschränkt und können nur ahnen, was sich jenseits ihres Vorstellungsvermögens befindet. Die große Leistung von Das Haus des Magiers besteht darin, seine Leser an dieser Ahnung teilhaben zu lassen. --Felix Darwin

Erschienen

1993

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