Das Wetter vor 15 Jahren

Roman von Wolf Haas

Über

Der österreichische Autor Wolf Haas schreibt Krimis. Gute Krimis, um genau zu sein. Die mal schnoddrigen, mal launigen, immer aber vor allem auch sprachwitzigen Bücher rund um seine Hauptgestalt, den Privatdetektiv Brenner, sind zu Recht berühmt. Jetzt hat Haas wieder einen Detektivroman geschrieben, aber einen, der sich als Liebesgeschichte tarnt. Und der aus ganz anderen Gründen Schnüfflergeschick erfordert. Denn eigentlich ist der Roman nicht mal ein Liebesroman. Das Wetter vor 15 Jahren nämlich ist ein Roman über einen Liebesroman -- in Form eines viertägigen Interviews, dass konsequent in Dialogform geführt wird: ein Mitschnitt-Interview, das ein (fiktiver) Autor namens Wolf Haas mit einer typischen Journalistin führt. Allmählich erst entschlüsselt sich dem Leser die Geschichte, der Plot und die Hintergründe des eigentlich ja nie geschriebenen Buchs: wie in einem echten Krimi eben.

Die Geschichte selbst ist schnell erzählt. Jedes Jahr zur Urlaubszeit fährt Vittorio Kowalski mit seinen Eltern aus dem Ruhrgebiet ins österreichische Farnach. Hier lernt er Anni kennen, die er anschließend 15 Jahre lang aus den Augen, nicht aber aus dem Gedächtnis verliert. Während der Zeit ohne Anni beschäftigt sich Vittorio mit dem Farnach’schen Wetter, das er für jeden folgenden Tag auswendig weiß. Mit diesem Wissen schafft er es sogar zum Wettkönig von Thomas Gottschalks „Wetten, dass...?“ (obwohl er auf die Frage nach dem Wetter am letzten Tag, an dem er Anni sah, also am ersten Tag seines Wettergedächtnisses, fast keine Antwort weiß). Durch eine gefälschte Karte seines Freundes Riemer, die angeblich von Anni stammt, wird er in den Tourismusort nach Österreich zurückgelockt -- nur, um zu erfahren, dass seine Jugendliebe in den nächsten Tagen den Hotelbesitzer Lukki heiraten soll, der Vittorio schon als Kind die Hölle heiß gemacht hat. Aber vielleicht kann der junge Mann aus dem Ruhrpott doch noch das Schlimmste verhindern?

Gegen Mitte des Buches gibt es dann doch noch einen Toten -- eine Passage, die anzeigt, dass Vittorio und Anni im doppelten Sinne ihre Unschuld verloren haben. Und auch das Ende des Buches ist ein wahrer Paukenschlag. Mit Das Wetter vor 15 Jahren hat Haas bewiesen, dass er auch spannende und originelle Bücher schreiben kann, wenn er gerade einmal keine Krimis schreibt. Und dass diese eben doch so was wie Krimis sind. --Thomas Köster

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