Der Freisteller

von Donald E. Westlake

Über

Einen großartigen Autor gilt es für viele Leser noch immer zu entdecken, dessen weithin unterschätzte Romane zu den wirklichen Perlen des Krimi- und Mystery-Genres gezählt werden können. Der 1933 geborene Amerikaner Donald Westlake hat unter dem Pseudonym Richard Stark brillante "hard boiled"-Kriminalromane veröffentlicht, unter anderem Point blank, der bereits vor langen Jahren mit Lee Marvin in der Titelrolle verfilmt wurde und der nun als Remake unter dem Titel Payback mit Mel Gibson neu in die Kinos gekommen ist. Unter seinem bürgerlichen Namen publiziert Westlake literarisch feiner gewobene Krimis mit hintergründigem Humor. Sein neuestes Buch gehört zum besten, was das Genre in den letzten Jahren zu bieten hatte.

Der Freisteller zeigt einen gewöhnlichen Menschen in einer nicht ungewöhnlichen Situation. Burke Devore ist seit geraumer Zeit arbeitslos. Trotz ständiger Bemühungen um einen neuen Job war das Glück nie auf seiner Seite und andere Bewerber wurden ihm stets vorgezogen. Burkes Familienleben wird auf die Dauer in Mitleidenschaft gezogen und seine finanziellen Mittel gehen zur Neige. Die scheinbare Ausweglosigkeit seiner Lage zwingt ihn zu immer skurrileren Strategien und bringt ihn schließlich folgerichtig auf die schlagende Idee, seine ultimative Idee, die in die physische Vernichtung aller potentiell erfolgreichen Mitbewerber mündet. Trotz aller Vorsicht bei der Durchführung seiner Pläne scheint ihm ein Kommissar auf die Schliche zu kommen...

Wie alle Autoren von wirklichem Format vermag Westlake nicht nur eine spannende Geschichte zu erzählen, sondern gewährt darüber hinaus wie nebenbei tiefe Einblicke in die Psyche seiner "Helden" und macht erkennbar, wie, wann und warum Dinge aus dem Ruder laufen. Burk Devores Entwicklung vom braven Bürger zum Gewaltverbrecher in einer fast alltäglichen Situation zieht unwiderstehlich in Bann. Westlakes subtiler Humor umgarnt den Leser, der sich dabei ertappt, dem Mörder viel Glück bei der Verrichtung zu wünschen. Schließlich hat der Mann doch recht und außerdem ist alles bloß Fiktion. Oder etwa nicht? --Ulrich Deurer

Erschienen

1997

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