Deutsch-deutsche Erinnerungen

von Alexander Schalck-Golodkowski

Über

Alexander Schalck-Golodkowski war Teil der DDR-Machtelite. Fast ein Vierteljahrhundert lang leitete er diskret den berühmten Bereich "Kommerzielle Koordinierung" (KoKo), dessen Ziel etwas war, was es im Sozialismus eigentlich nicht geben durfte: die Nutzung ökonomischer Ressourcen zur Erwirtschaftung von Gewinnen in Valuta. Die brauchte die DDR für Planausfälle sowie für die Modernisierung ihrer industriellen Kapazitäten und, Anfang der 70er unter Honeckers Vorgabe der "Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik", verstärkt auch für den Konsum. Schalck verwahrt sich dagegen, ein zwielichtiger "Beschaffer" gewesen zu sein: Die Gelder seien nach allen Regeln der Kunst erwirtschaftet worden. Krimineller als die meisten Westpolitiker dürfte er dabei kaum gewesen sein.

Nicht aus Mangel an Sozialismus, sondern aus Mangel an privatem (Klein)Unternehmertum soll die DDR letztlich zu Grunde gegangen sein. Ohne die BRD sei sie langfristig nicht überlebensfähig, die Konföderation mit dieser ein erstrebenswerter Status gewesen. Es kam bekanntlich anders.

Eine treffende Charakterisierung des KoKo-Chefs stammt von G. Kolodziej, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter der PDS/LL im "Schalck-Ausschuss": Schalck habe sich als Manager eines Parteiauftrages begriffen, den er nie hinterfragt habe. Ob dieser mit einer sozialistischen Politik übereinstimmte oder nicht, sei ihm wohl ziemlich egal gewesen. Wäre er, statt für die "falsche Seite", für Siemens tätig geworden, hätte er Chancen gehabt Topmanager zu werden.

Von der unablässigen Weichklopf-Strategie Westdeutschlands wollte Strauß-Freund Schalck nichts wahrnehmen. So taugen seine recht spröde und distanziert verfassten Erinnerungen kaum dazu, die (zugegebenermaßen altmodische, aber irgendwie doch berechtigte) Frage nach den Gründen für das Scheitern der sozialistischen Experimente zu klären. Was bleibt, ist ein Schnupperkurs für selbstbewusstes Karrieredenken. Schade. --Jürgen Grande

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