Engel der Finsternis
Über
Engel der Finsternis ist ein weiteres Abenteuer des Ermittlerteams um den Psychiater Dr. Kreisler, das in Die Einkreisung seinen ersten Auftritt hatte. Die Handlung spielt Ende des 19. Jahrhunderts in New York und wird aus der Sicht des dreizehnjährigen ehemaligen Kleinkriminellen Stevie Taggert erzählt. Zeit und Umfeld des Romans sind hervorragend beschrieben, die Atmosphäre der Jahrhundertwende scheint gut getroffen. Aber...Caleb Carr läßt sich unglaublich viel Zeit. Nach hundert Seiten geht die Geschichte erst richtig los, noch einmal hundert Seiten später zeigt sich ansatzweise ein roter Faden. Der Handlunsaufbau erinnert -- positiv -- an einen Sherlock Holmes-Roman von Arthur Conan Doyle, allerdings hätte Doyle 200 Seiten statt deren 800 für angemessen gehalten.
Stevie beschreibt den Fall zweiundzwanzig Jahre später aus der Erinnerung, in der aufgesetzten Sprache eines ungebildeten Gossenjungen. Dieser Kniff führt zur dauernden Wiederholung bestimmter Formulierungen und ist äußerst eintönig. Die weitgehend sehr oberflächliche Übersetzung gleicht das etwas aus, dafür bleibt aber die Sprache jener Zeit, um die sich das Original bemüht, fast vollständig auf der Strecke.
Fazit: Wer Die Einkreisung gelesen hat (mit Verlaub das deutlich spannendere Buch), wird zumindest an der erneuten Begegnung mit Kreisler, Stevie, Cyrus, Herrn Moore und all den anderen liebenswerten Gestalten seine Freude haben. Ansonsten schreibt Thomas Harris viel bessere psychologische Romane (Das Schweigen der Lämmer, Hannibal); und Sieben und Im Zeichen der Sechs von Mark Frost beschreiben die vergangene Welt der Jahrhundertwende weit überzeugender. Schade. --Felix Darwin
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