Hunger der Gezeiten
Über
Die Sunderbans von Bangladesh und Westbengalen sind eine äußerst unwirtliche Region. Hier herrschen wilde Tiere wie Königstiger und Krokodile. Die Natur hat nach wie vor die Macht in den Sunderbans, ohne dass es dem Menschen bisher gelungen wäre, sie an sich zu reißen. Das gilt auch für die Gezeiten an der Küste: der Hunger der Flut holt sich, was er eben will.Die Sunderbans sind ein ideales Terrain für die US-amerikanische Meeresbiologin Piya, die hofft, hier auf vom Aussterben bedrohte Delfine zu treffen. Deshalb tut sie sich mit dem Fischer Fokir zusammen, der die Sprache der Natur zu verstehen scheint. Und auch das ungleiche Paar kommt sich bald schon näher -- und dass, obwohl niemand die Sprache des anderen spricht. Dann reist Piya nach Indien, um den Übersetzer und Doletscher Kanai zu treffen. Der seinerseits ist auf der Suche nach der Vergangenheit seines Onkels, der bei einem Aufstand gegen ein Tigerschutzprogramm getötet wurde...
Eine Frau zwischen zwei Männern, erwachende Leidenschaft, politische Wirren und die unberührte Natur der Sunderbans: das sind die Zutaten, aus denen der 48-jährige indische Autor Amitav Ghosh (Bengalisches Feuer, Der Glaspalast) seinen imposanten Roman über den Hunger der Gezeiten gemixt hat. Und auch dieses Buch ist wieder ein kleines exotisches Meisterwerk geworden. Das liegt vor allem an den grandiosen Natur- und Landschaftsbeschreibungen, mit deren Hilfe Ghosh seine eigentlich nicht sonderlich originelle Geschichte in ein fremdländisches atmosphärisches Licht getaucht hat. Große Literatur -- und eine Liebeserklärung an eine verzauberte Region. -- Isa Gerck
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