Lesereise Dublin: Die blaue Tür mit der Nummer sieben
von Ralf Sotscheck
Über
Woran erkennt man Dubliner Polizisten in Zivil? An den Socken! Nach Dienstschluss werden nämlich nur die Uniformen, nicht aber die Polizeisocken ausgezogen. Ralf Sotscheck kombiniert irische Weisheiten wie diese mit fundiertem politischen und wirtschaftlichen Hintergrundwissen, sie sind so lebendig, charmant und entspannt, wie man es auch den Bewohnern Dublins nachsagt. Sotschecks Reportagen führen durch die Hauptstadt des "keltischen Tigers", wie das irische Wirtschaftswunder genannt wurde, bevor die Grüne Insel 2008 tief in die Rezession schlitterte. Geblieben sind die neuen Szeneviertel wie Temple Bar oder Smithfield - früher Arme-Leute-Viertel mit schmalen Gassen und Backsteinhäuschen -; magische Orte wie der Pferdemarkt, den es seit 1664 an jedem ersten Sonntag des Monats gibt; oder das alte Hafengebiet mit Straßen wie der Sheriff Street, in der früher sogar die Rottweiler "nur paarweise herumgelaufen" sind und wo sich mittlerweile das Internationale Finanzzentrum ausdehnt. Mit großer Sympathie und Kennerschaft nähert sich der Autor dem liebenswert Absonderlichen und nicht selten Widersprüchlichen, etwa einer Nonne, die für die Legalisierung der Scheidung eintritt, oder der Guinness-Brauerei, die sich aus Gründen der Imagepflege der Kampagne für moderaten Alkoholkonsum angeschlossen hat.
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