Über
"'Es wäre einigermaßen ungeheuerlich, sich vorzustellen, daß dieses wunderschönevenezianische Mädchen sich in einen echten Neger verliebt' So unverhohlenrassistisch kommentierte der englische Romantiker Coleridge seinerzeitden 'Othello'. Was damals als 'Schnitzer' des Autors Shakespeare angesehenwurde, die schwarze Haut des Helden, macht das Stück heute brandaktuell- die Auseinandersetzung mit dem Fremdenhaß. 'Othello' gehört auf den deutschenBühnen zu den meistgespielten Dramen Shakespeares.Als Musterdrama der Eifersuchtgalt es schon immer Othello, der edle schwarze General, erdrosselt seinegroße Liebe, die ihm frisch angetraute Senatorentochter Desdemona, weilsie ihn mit dem jungen Leutnant Cassio betrogen haben soll. So jedenfallslauten die lügenhaften Einflüsterungen des machtgierigen Erzschurken Jago.Doch nicht so sehr die Psychologie dieses Hasses gibt heute zu denken,auch nicht das Animalische, das in den verletzten Gefühlen Othellos durchbricht;vielmehr faszinieren die Schattierungen im Umgang mit dem Rassenunterschiedsie reichen von Desdemonas liebendem Blick auf die 'inneren Werte'überdie kühle Vorurteilslosigkeit des Dogen bis hin zu Jagos rassistischerHetze. Die Metaphorik von schwarz und weiß zieht sich leitmotivisch durchdas Stück und stellt die 'political correctness' des Übersetzers auch inDetails auf eine harte Probe. Frank Günther in seinen 'Anmerkungen''In'Othello' bereitet ein einzelnes kleines Wort erhebliche Schwierigkeitenthe Moor. Weil es etwa angesichts des tradierten Untertitels 'Der Mohrvon Venedig' nicht gut möglich ist, mit 'Der Schwarze von Venedig', 'DerAfrikaner von Venedig', 'Der Neger von Venedig', 'Venedigs schwarzer General'o.ä. zu übersetzen weil auch das schon wieder Programm wäre!, so mußder anscheinend so einfache Untertitel als unübersetzb ...
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