Polaroids from the Dead
Über
Mittelklassemilieu in Nordamerika, Anfang der neunziger Jahre. Im Oakland-Alameda Country Coliseum findet ein Grateful-Dead Konzert statt und lockt neben der Jugend von heute, die alten Hippies wieder aus ihrem bürgerlichen Leben. In kleinen Abrissen mit Fotos beschreibt Coupland im ersten Teil des Buches verschiedene Leute unterschiedlichster Herkunft, die sich, aus welchen Beweggründen auch immer, beim Konzert einfinden.Cliquen ohne Eintrittskarten, die es sich auf Parkplätzen gemütlich machen, drogengeschwängerte Luft, Vegetarierschweiß, Tatoos, Afrozöpfe und Biotechnik, debile Überlebende, eine unrasierte Frau in Cowboystiefeln, ein barfüßiger Reicher, der auch mal Hippie war. Barbiepuppen, Bulimi, Magersucht. Sah es so aus, als würden die neunziger Jahre ein eigenes Flair entwickeln können? Wir sind die MC Dead-Generation. Couplands Protagonisten denken tiefschürfend über Jetzt und Damals nach oder berichten von ihren Filmen, auf die sie kommen, nachdem sie einen LSD-Trip geschmissen haben. Manche sind auch so aufgeräumt und vernünftig, daß sie einsehen, daß sie die Deadheads ohne Drogen wohl nicht verstehen können und verlassen das Konzert vorzeitig.
Teil zwei des Buches enthält Portraits von Orten und Menschen, die die Neunziger charakerisieren. Lady Di in amerikanischer Football-Jacke, ein Brief an Kurt Cobain, während er gerade im Koma liegt und sich kurze Zeit später erschießt, Anekdoten aus Washington und Kalifornien, Postkarten von den Bahamas und immer wieder Beobachtungen aus Vancouver, dem Ende der Welt. Teil drei beinhaltet Aufzeichnungen aus Brentwood, dem Ort wo zwei spektakuläre Morde geschahen und Marilyn Monroe starb.
Couplands Geschichten und Polaroids zeichnen ein Weltbild der frühen neunziger Jahre, das Lichtjahre von den achtziger Jahren entfernt zu sein scheint, sich nach den Sechzigern sehnt und mit Blick auf die nahende Jahrtausendwende schnell wie im Zeitraffer vergeht.--Daphne von Unruh
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