Über
"Das existentiell Bedrohendste für ein Volk ist der Verlust von Selbstachtung und Würde" sagt der nigerianische Autor Chinua Achebe, und so verteidigt Okonkwo, die Hauptperson dieses Romans, bis zum Schluss unbeirrt die moralische Integrität und die Würde der traditionsreichen Ibo-Kultur gegen die militärische und physische Machtausübung der eindringenden englischen Kolonialherren. Vor unseren Augen entfaltet sich der Reichtum der Lebensweise der Ibo zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ihre Feste, ihre religiösen Riten, ein vielfältiges System sozialer und geistiger Beziehungen mit seinen eigenen Gesetzen: Führerschaft erwirbt, wer sich durch körperliche und geistige Überlegenheit auszeichnet. Privilegien durch Zugehörigkeit zu einflussreichen Personengruppen oder Familien sind unbekannt. Die englische Kolonialmach t brachte als "Kulturgüter" militärisches Machtgebaren und die christliche Mission ins Land, die der mehr diesseitigen Lebensphilosophie der Ibo nur das Versprechen auf ein besseres Leben im Jenseits entgegenzusetzen wusste. Mit dieser Schilderung des Zusammenpralls zweier unvereinbarer Kulturen widerlegt Achebe die These, dass Afrika vor Ankunft der Europäer keine eigenständige Kultur besaß, sondern erst mit Hilfe Europas zivilisiert wurde.
Erschienen
1958
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