Würdest du bitte endlich still sein, bitte

von Raymond Carver

Über

Auch wenn Raymond Carver (1938-1988) niemand war, dem man unbesorgt eine volle Flasche Whisky oder seinen Hund für einen Spaziergang um den Block anvertrauen konnte, auf seine Storys ist Verlass.

Dies zeigt überzeugend sein erster Erzählband, 1976 von ihm selbst zusammengestellt, mit dem ihm der Durchbruch in der literarischen Szene Amerikas gelang. Darunter sind neun Erzählungen erstmals in deutscher Übersetzung zu lesen. Carvers Spezialität, die von vielen Autoren seither nachgeahmt und nur selten erreicht wird, ist der knappe Dialog in alltäglichen Situationen. Am meisten kommt zur Sprache, während die Personen miteinander schweigen oder sich, je mehr sie reden, immer weniger sagen. John Updike dazu: "Carver bringt die Dinge in ihrem Schweigen zum Sprechen."

Die Storys brauchen keine lange Einführung. Sofort befindet sich der Leser mitten im Geschehen. Der Anruf einer fremden Frau entzieht der gesicherten Welt Arnolds den Boden. Der kurze Blick, den er im Gespräch in ihr Leben wirft, lässt ihn verstört zurück. Oder eine nebensächliche Bemerkung zweier Restaurantgäste nähren aufkeimende Zweifel des Ehemanns an seiner Frau. Bedeutungslose Kleinigkeiten, die, plötzlich hochgeschwemmt, eine ganze Existenz in Frage stellen. Achtung: Suchtgefahr! --Manuela Haselberger

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